Raum: 00.02 (Café / Projektraum)
Dieses Jahr ist das Programm des Werkstatthauses ganz vom 40-jährigen Jubiläum geprägt. Deswegen erwartet uns im März eine ganz besondere Feldarbeit.
Thorsten Neumann, Leiter des Werkstatthauses und Initiator der Feldarbeit, wird an diesem Abend aus seinem Leben berichten. Er spricht über prägende Projekte, Musik, Film und Künstler, die ihn inspiriert haben und weiterhin begleiten.
Thorsten Neumann ist seit vielen Jahren aktiver Teil der Stuttgarter Kunst- und Kulturszene. Neben seinen künstlerischen Projekten (Galerie der Kulturdirektion, Self Service Open Art Space, White Heat & Palermo Galerie) war Thorsten Neumann Inhaber und Geschäftsführer der Agentur Gold & Wirtschaftswunder sowie des Club Rocker33 und der Dresden Bar. Von 2019 bis 2021 arbeitete er als Marketing Manager für die Große Landesausstellung “Fashion?!” und die neu gestaltete “Dürnitz” im Landesmuseum Württemberg. Seit Juni 2021 ist Thorsten Neumann Leiter des Werkstatthauses in Stuttgart.
Inspiriert von den Archiven von Joseph Beuys, Anna Oppermann, Hans Peter Feldmann oder Peter Piller und von künstlerischen Strategien, die sich mit dem Sammeln und Archivieren von Objekten auseinandersetzen, greift die Feldarbeit die Tradition der mündlichen Überlieferung (Oral History) auf. Im Erzählen begegnen sich Geschichte, Realität und Fiktion. Das Format bietet einen Rahmen, um zu hinterfragen, wie Geschichte überliefert wird, welche Fakten und Artefakte den Wahrheitsgehalt der persönlichen Geschichte ausmachen und welche Rolle das Individuum bei der Produktion und Rezeption der eigenen Geschichte spielt. Dabei geht es nicht in erster Linie um einen wissenschaftlichen Diskurs, sondern um einen spielerischen und informellen Umgang mit dem Thema Erinnerung und persönlicher Geschichte. Die Feldarbeit kann als autobiographische Spurensuche verstanden werden, die sich mit erzählerischen Mitteln der eigenen Lebensgeschichte zu nähern versucht. Der Blick zurück erfolgt dabei immer aus der gegenwärtigen Perspektive und sozialen Situation, in der sich Fakten und Fiktionen permanent durchdringen.
Die Feldarbeit ist ein freies Format, in dem sich popkulturelle, kunsthistorische und historische Diskurse verschränken und der Vortragende auf unterschiedliche Medien zurückgreifen kann. Es sind die Assoziationsketten und Erfahrungsräume der Zuhörer und Betrachter, die die Objekte zum Leben erwecken. Mit Musik, Büchern und Texten sind Erinnerungen verbunden, die als Mittel der Sozialisation und Identifikation dienen. Im Idealfall löst die Feldarbeit beim Besucher den Impuls aus, einen Moment innezuhalten und über die eigene Identität und Geschichte nachzudenken.
Der Ablauf und die Vorbereitung sind sehr einfach.
Jeder Gast kann 5-10 Medien mitbringen. Ob Buch, Film oder Tonträger (CD; Stream) ist egal. Es geht, wie oben beschrieben, um eine autobiographische Spurensuche. Wie sind wir zu der Person geworden, die wir sind, was hat uns nachhaltig geprägt. Die mitgebrachten Medien sollten einen Bezug zum Vortragenden haben. Welche Bücher, Musik oder Filme haben Spuren hinterlassen oder vielleicht sogar den Anstoß gegeben, den Beruf zu ergreifen. Jeder hat solche Dinge, an die er sich immer wieder gerne erinnert oder die ihm heute vielleicht peinlich sind. Spannend wird es immer dann, wenn der oder die Vortragende bereit ist, persönliche Anekdoten oder Erlebnisse im Zusammenhang mit dem jeweiligen Medium preiszugeben. Die intimen Abende waren in der Vergangenheit immer die schönsten.